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Gedanken zum Umgang mit Tierärzten und Ihrem Personal

  • xaverlichtenberg
  • 25. Okt. 2023
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 8. Apr.

Foto: pexels-mikhail-nilov

Es ist nachts um halb drei. Das Telefon klingelt. Schlaftrunken schaue ich nach, ob es Wirklichkeit ist, oder ob ich träume. Leider ist das Klingeln Realität. Ich melde mich freundlich und erfrage den Grund des Anrufs. Eigentlich ist unsere Praxis am heutigen Tag nicht zum Bereitschaftsdienst für Halle und den Saalekreis eingeteilt. Es könnte daher nur ein Stammkunde sein, der zuerst einmal bei uns als Haustierarztpraxis nachfragen möchte. Aber nein, es stellt sich heraus, dass der Anrufer aus dem Bereich um Dessau einen Tierarzt oder eine Tierärztin sucht, der sein an Kolik erkranktes Pferd um diese Uhrzeit vor Ort weiterbehandeln soll. Sein Haustierarzt bzw. Haustierärztin war am Vorabend da und hat bereits eine Behandlung begonnen, ist jetzt allerdings nicht mehr erreichbar. In dem Gespräch wird mir nun lautstark klar gemacht, dass ich unverzüglich dorthin zu kommen habe. Als ich freundlich aber bestimmt darauf verweise, dass es für jeden Bereich einen eigenen Bereitschaftsdienst gibt und ich ihm aufgrund der geschilderten Situation ohnehin die umgehende Fahrt in eine Tierklinik empfehle, werde ich mit Vorwürfen überhäuft, dass ich ja auf jeden Fall meinen Beruf verfehlt hätte und dergleichen mehr…Danach bin ich erst einmal richtig wach. Vielen Dank auch, denke ich! An einem Wochentag im Hochsommer klingelt das Praxistelefon. Der Nachmittag ist schon völlig ausgebucht, ich selbst bin weit weg in der Fahrpraxis und personell sind wir gerade aufgrund von Urlaub und Krankenstand deutlich unterbesetzt. Auch an diesem Tag haben wir keinen Bereitschaftsdienst. Es meldet sich ein ortsfremder Hundebesitzer, dass er jetzt umgehend einen akut kreislaufkranken Hund vorbeibringen möchte. Unsere Mitarbeiterin verweist auf die besondere Personalsituation und bittet den Hundehalter im Interesse einer optimalen Versorgung seines Tieres zu diesem Zeitpunkt lieber in einer anderen Praxis nachzufragen, bei der gerade die Möglichkeit besteht, das Tier entsprechend intensiv zu versorgen.



Das geschieht dann auch so, allerdings nicht ohne böse Kommentare. Genauso am letzten Montag an dem eine uns bis dahin unbekannte Katzenbesitzerin gleich am Vormittag einen Termin haben möchte. Da wir für diesen Montag unsere Terminsprechstunden bereits voll verplant haben, wird der Dame freundlich erklärt, dass eine zusätzlich Terminvergabe erst noch einmal abgeklärt werden muss und wir sie dann zurückrufen. Weil ihr dies offensichtlich nicht schnell genug geht, macht sie dann doch schon anderswo einen Termin und setzt uns davon allerdings in einer wenig charmanten Art und Weise in Kenntnis. Zu derartigen Kunden gehören auch die, die im Sonntagsnotdienst eine Stunde Wartezeit für ihren Hund mit Brechdurchfall nicht ertragen können und sich dann abfällig über das gesamte Team äußern, das gut gelaunt und hochmotiviert seine Arbeit macht. Ja leider könnte ich jetzt noch länger von solchen Vorkommnissen berichten. Wie ich auch aus Gesprächen mit Kollegen und Kolleginnen erfahren habe, werden solche Verhaltensweisen auch bei ihnen in letzter Zeit immer häufiger. Die Erwartungshaltung das ein Tierarzt grundsätzlich zu jeder Zeit und immer sofort für einen Patienten da zu sein hat, sollte von Seiten der Tierbesitzer auch einmal gründlich überdacht werden. Ich bin sehr sicher, dass die allermeisten Kollegen und Kolleginnen versuchen das Wohl der Tiere in den Vordergrund nicht nur ihres beruflichen Wirkens zu stellen, aber sie sind und bleiben auch nur Menschen.



Bislang sind die geschilderten Situationen Gott sei Dank noch eher die Ausnahme, aber sie erzeugen schon eine negative Wirkung. Ein netter und respektvoller Umgang mit dem Personal in den tierärztlichen Praxen wäre deshalb allgemein wünschenswert.

 
 
 

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