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Faszination Reitsport

  • xaverlichtenberg
  • 19. Okt. 2023
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 8. Apr.


Foto: pexels-stephen-leonardi
Foto: pexels-stephen-leonardi

Es ist Traumwetter an diesem Samstag-Nachmittag. Nicht jedes Jahr spielt der Wettergott so gut mit. Aber es wird dann doch wieder ein schönes Wochenende an dem ich, so wie seit einigen Jahren gewohnt, die tierärztliche Turnierbetreuung für die Veranstaltungen des Reitvereins in Westeregeln übernehme. Um mir selbst einen guten Überblick über die derzeitige Entwicklung des Reitsports zu verschaffen, habe ich in der vergangenen Woche die diesjährigen Bundeschampionate für junge Reitpferde in Warendorf besucht.


Während ich heute so über das Turniergelände laufe, bieten sich auch hier auf diesem ländlichen Turnier schöne Einblicke in die verschiedenen Disziplinen des Reitsports.


Das Spektrum der Anforderungen reicht dabei von der sogenannten Führzügel- bis hin zur schweren Klasse, es sind also sowohl die Jüngsten als auch die alten Hasen mit ihren Pferden am Start. Manche Menschen fragen sich vielleicht, worin besteht eigentlich der Reiz und die Faszination oder ist der Reitsport nicht sogar Tierquälerei? Ich will einfach mal versuchen anhand meiner Beobachtungen ein paar einfache Antworten darauf zu finden. Sicher kann das nicht ausreichen, aber vielleicht ein wenig zu einem besseren Verständnis beitragen.


Wenn man in die strahlenden Gesichter der jüngsten Teilnehmer blickt, erkennt man schnell, welche positiven Einflüsse das Sitzen auf diesen lebendigen Sportkammeraden hat. Da bin ich eigentlich schon an dem Punkt, auf den es ankommt. Es wird immer ein harmonisches Miteinander zwischen Mensch und Tier angestrebt. Der gut trainierte Reiter versucht von Beginn seiner sportlichen Karriere an, mögliche Fehlerquellen bei sich selbst zu suchen und dadurch eine zufriedenes Pferd zu erhalten. Das wiederum belohnt diese Reitweise seinerseits durch Fleiß und Arbeitswillen mit der entsprechenden Leistungsbereitschaft für seinen Reiter. Ja ich gehe sogar so weit zu sagen, dass es sehr viele Pferde gibt, die offenkundig große Freude an ihrer jeweiligen sportlichen Betätigung finden. Und ehrlich gesagt, muss man sich auch nicht einbilden, dass man diese kraftvollen Tiere mit bloßer Gewalt dauerhaft zu sportlichen Höchstleistungen treiben könnte. Das würde nicht funktionieren. Natürlich gibt es, so wie in jedem Sport auch Menschen, die sich nicht an die gebotenen Regeln der Fairness halten. Bei einem lebenden Partner wiegt ein solches Vergehen natürlich weitaus höher und kann mitunter auch tierschutzrelevant sein. Aber man muss auch klar sagen, dass solche Verfehlungen glücklicherweise die absolute Ausnahme darstellen. In den vergangenen Jahren wurde zudem ein zunehmend besser funktionierendes Kontrollsystem auf solchen Veranstaltungen installiert.


Aber noch viel wichtiger ist für mich auch die grundlegende mentale Einstellung des Reiters zum Pferd. Tatsächlich tragen in neuerer Zeit auch viele sogenannte Influencer in sozialen Netzwerken dazu bei, ein positives Vorbild von harmonischer und tierschutzgerechter Ausübung des Reitsports zu verbreiten. Aus den Beobachtungen an diesem Wochenende kann ich jedenfalls auch in dieser Hinsicht wieder ein sehr positives Resümee einer rundum gelungenen Veranstaltung ziehen. Der besondere Dank gilt nicht nur den vielen Helfern und Sponsoren, ohne die eine solches Event nicht möglich wäre, sondern vor allem auch den Trainern, die ihren Schülern bei allem sportlichen Ehrgeiz, im täglichen Training auch den richtigen Umgang mit ihren lebenden Partnern vermitteln. Hier wird der Grundstein für die richtige Einstellung gelegt:“ Fair zum Pferd“, so soll es sein. Wenn sich möglichst alle daran orientieren, wird auch die unsinnige und sachlich unbegründete Maximalforderung Einzelner nach einem grundsätzlichen Verbot des Reitsports keinen Bestand haben. Das Pferd ist ein Kulturgut, welches vom Menschen seit ewigen Zeiten für den jeweiligen Einsatz gezüchtet wurde. War es früher etwa das Zugpferd, so ist es heute beispielsweise das auf besondere Springeignung und -neigung gezogene Sportpferd oder noch viele andere Züchtungsvarianten mehr.


Der Mensch hat maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung der verschiedenen Rassestandards genommen. Es wurde immer auf bestimmte Merkmale oder Veranlagungen hin gezüchtet. So wundert es auch nicht, dass springveranlagte Fohlen auf der Weide ohne jeglichen Zwang Freude daran haben, über Baumstämme zu springen oder dressurbetont gezogene Fohlen ohne weiteres Zutun ihre schwungvollen Grundgangarten präsentieren. Wichtig ist es, diese Veranlagungen der Tiere im Sport so zu entwickeln, dass sie niemals überfordert werden. Dies gilt sowohl in gesundheitlicher als auch in mentaler Hinsicht. Gelingt es, diese alltägliche Herausforderung an den Reiter und das Pferd zu bestehen und stets auf die wechselseitigen Bedürfnisse einzugehen, dann wird aus beiden ein echtes Paar, das möglicherweise zu sportlichen Erfolgen gelangen kann. Zumindest erzeugt es aber auch Glücksgefühle auf beiden Seiten. Vielen Reitern reicht es auch schon aus, einen schönen Ausritt auf einem zufriedenen und damit glücklichen Pferd zu genießen.

 
 
 

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